Über mich

Ich bin ein Herdenschutzhund  aus Italien. Ein „Cane da Pastore Maremmano Abruzzese“, also der Hund des Hirten aus der Maremma und den Abruzzen. Wie die Bezeichnung Hirte schon auf den Begriff Hüten „beschützen“ hinweist bin ich genau dafür da. Ich schütze meine Herde, egal wo diese ist oder sich hinbewegt.

 

In Deutschland habe ich die Bezeichnung Maremmen Abruzzen Schäferhund, das führt dazu, dass Menschen mich oft als „Schäferhund“, wie der Begriff in Deutschland genutzt wird, sehen. Damit habe ich aber nichts am Hut, weder bin ich der Sheriff, der alles in seiner Ordnung haben will, noch würde ich auf einem „Hundeplatz“ meinem Hirten ständig beweisen, dass ich eine Übung immer und immer wieder kann, nur weil er das so will. Wenn es ein guter Hirte ist und ich ihn mag, zeige ich ihm gerne, dass ich auf ihn höre, aber wenn ich es ihm ein- zweimal gezeigt habe, ist es gut. Ich habe wichtigeres zu tun und entscheide selbst.

Ich treibe auch keine Herde zusammen, dafür sind andere zuständig.

Ich bin als Spezialist für den Schutz der Herde zuständig, meine mir anvertraute Herde schütze ich gegen „jede“ Art von Eindringling oder was ich als Gefahr für die Herde sehe.

 

Da der Hirte nicht überall sein kann und auch nicht immer da ist, bin für den Schutz meiner Herde (Familie) in Eigenverantwortung zuständig. Das ist ein verantwortungsvoller Job, in dem ich alle Entscheidungen selbst treffe und Angreifer oder Verdächtige erst einmal beobachte.

 

 

 

Dazu braucht es etwas Überblick

Wenn die „Gefahr“ zu nahe kommt zeige ich mich und verbelle den Eindringling. Meistens reicht das schon. Da ich ja kein kleines Kerlchen bin und dazu noch meine Beißerchen freilege bleiben Eindringlinge meist stehen, überlegen sich ob sich der Aufwand und die Gefahr verletzt zu werden lohnt und ziehen dann ab.

Das sollten sie aber langsam und möglichst nach hinten tun, denn wenn ich in den beobachteten Bewegungen, trotz meines Drohens  einen Angriff sehe, muss ich meine Herde verteidigen und werde im Zweifelsfall auch nicht davor zurückschrecken meine Beißerchen zu nutzen. Wenn ich noch Zeit dazu habe werde ich aber erst einmal erneut Drohen oder einen Scheinangriff starten. Erst wenn das nichts nützt werde ich „Angreifen“, schließlich will auch ich nicht verletzt werden und ein echter Kampf ist immer schlecht, da mit Verletzungen verbunden, selbst wenn man gewinnt.

Aber speziell Menschen verhalten sich da manchmal komisch, rennen plötzlich los, als wären sie schneller als ich, oder fuchteln herum und schreien und sind unberechenbar, auf mich wirkt so etwas wie ein Angriff.  Wer mich angreift muss, wie ich vorher schon sagte damit rechnen, dass ich meine Zähne, Krallen und mein Gewicht einsetze. 

Da ich meine Wachsamkeit nie ablege, auch nicht wenn ich scheinbar unbeteiligt im Schatten liege oder mit anderen Hunde spiele, habe ich meinen Hirten schon ein paarmal überrascht als ich aus dem Schlaf heraus oder während des Spielens plötzlich auf ein Geräusch oder einen Eindringling hinwies und diesen verbellte, den er nicht sah.

Manchmal ist er dann etwas beleidigt und brüllt auch mit, weil ich es zuerst gemerkt habe. Dann sind wir eben beide laut, der Störenfried weiß dann auch gleich, dass ich nicht alleine bin. Wenn ich dann wieder zurückkomme meint er manchmal ich hätte ruhig auf ihn hören können und zurückkommen, weiß gar nicht was der will, ich habe nur meinen Job gemacht und er hat schließlich auch gelärmt. Aber danach ist alles wieder gut.

 

Da meine „Familie“, von einer Katze abgesehen, aus lauter Menschen besteht kenne ich Menschen in den unterschiedlichsten Formen. Egal ob diese gehen, rennen, mit Stöcken in der Hand herumlaufen, sich schnell auf so komischen Gestellen mit Rädern bewegen, oder immer nur sitzen, auch wenn sie sich bewegen. Diesen Sommer habe ich aber eine neue Art kennen gelernt, der hatte Stöcke, ganz lange  Füße und war sehr schnell. Den musste ich dann erst mal anhalten, kann ja sein, dass der was Böses will. Er blieb aber ganz brav stehen, als ich dann fertig war, durfte er weiter.

 

Oder einmal, es dämmerte gerade, (da muss ich besonders vorsichtig sein, da zu der Zeit auch Wölfe und anderes Raubzeug kommen) kam plötzlich ein rot leuchtendes riesiges Ungetüm  über den Hügel. Bevor mein Hirte das mitbekam war ich schon laut bellend auf das Ungetüm zugerannt und in einen gewissen Abstand hielt ich an und bellte weiter. Da mein Hirte auch laut war, war es wohl richtig was ich gemacht habe. Der Eindringling blieb stehen aber sah schon furchteinflößend aus, aber ich hatte ja Verstärkung. Als mein Hirte dann ankam (der Langweiler) sagte er mir, dass es doch nur ein Pferd und alles in Ordnung sei.

Das sah aber gar nicht nach Pferd aus (eher wie der Coca-Cola Weihnachtslaster). Überall leuchtete es rot, aber es roch nach Pferd, also hab ich es geglaubt und ließ es weiterziehen.

 

Aber da kann man sehen wie es zu Missverständnissen zwischen Menschen und mir kommen kann. Ich kann nicht alle „verrückten“ Ideen kennen, auf die Menschen kommen.  Für mich ist etwas, das ich nicht kenne, zuerst einmal eine Gefahr für meine Familie und wird deshalb verbellt, wenn es nicht anders geht wird meine Familie auch mit aller Konsequenz beschützt, dafür bin ich schließlich da.

Menschen sind unberechenbar, daher ist es für mich unheimlich schwer zu erkennen, was sie vorhaben.  Können sich Menschen nicht einfach so eindeutig wie Tiere verhalten? Ich verhalte mich ja auch immer eindeutig und berechenbar, ich beobachte, entscheide, dann lasse ich den anderen entweder ganz in Ruhe, weil keine Gefahr davon ausgeht, oder ich verbelle ihn, stelle ihn, und im Notfall kämpfe ich. Aber nie in einer anderen Reihenfolge und immer eindeutig.

Bei manchen Menschen weiß man nicht, ob sie eine Gefahr sind und angreifen, Angst haben und wegrennen, oder nur schnell irgendwohin wollen.

Andere Menschen finden mich oft einfach unwiderstehlich. Wenn ich mit meiner Familie unterwegs bin kommen oft Menschen, die meinen sie müssen mich streicheln, weil ich so eine Ruhe und Gelassenheit ausstrahle. Wenn wir dann gerade auf solch übervollen Festen unterwegs sind muss ich dann schon einiges aushalten. Obwohl ich es liebe, wenn man mit mir schmust und ich im Mittelpunkt stehe. Aber wollten sie von „ Jedem“ betatscht werden? Wenn ich meinem Hirten dann aber zeige, dass ich nicht mehr will, stellt er sich vor mich und wehrt die Menschen ab, dann ist wieder alles gut.

 

Nach solchen Strapazen brauche ich aber auch Bewegung, um aufgestaute Energie los zu werden. Am liebsten beim Spielen mit anderen Hunden oder auch mal nur so beim Toben durch den Wald. Beim Spielen mit anderen Hunden kann ich je nach Hund, rabiater oder ganz vorsichtig mit kleinen Hunden spielen, die ich fast verschlucke.

Toll ist es immer wieder mit meiner Freundin Pebbles (Englische Bulldogge), wir kämpfen und halten uns fest, toben, ziehen uns oder rempeln uns auch um. Kommt in dem Moment ein anderer Hund dazu kommt der meist ert einmal unter die Räder, bis wir wieder in "normalerem" Spielmodus sind.

Sonst sind die nur am Winseln, dabei spielen wir mit denen auch gerne, nur eben anders. Ganz besonders vorsichtig muss ich immer bei meinen Freunden Charly (Shih Tzu) und Micki (Chinesischer Nackthund) sein. Die sind so klein, dass sie verletzt wären wenn ich aus Versehen drauftrete. Da kommt es manchmal zu Stürzen, weil ich beim Jagen gerade noch so über sie hinwegspringen kann und danach selbst falle, was die gleich ausnutzen und auf mir liegen. Wenn ich dann aufstehe fahren sie Rutschbahn bis sie wieder unten sind. Manchmal erschrecke ich sie auch. Charly zeige ich dann, dass ich ihn immer noch fast ganz in den Fang bekomme, wie als ich ihn im Alter von 6 Wochen das Erste Mal traf. Das darf ich aber nur machen wenn keine Fremden dabei sind, die bekommen sonst immer Angst.

Mit anderen Hunden machen Fangspiele oder auch mal das spielerische Abstecken der Rangordnung mehr Spaß. So spiele ich mit jedem meiner Freunde anders und immer ist es schön.

Wenn ich mit meinem Hirten unterwegs bin treffen wir oft andere Hunde. Die meisten sind ganz normal, kommen uns entgegen und sind neugierig gelassen. Andere wieder sind aufgeregt nervös und wollen uns unbedingt schnell begrüßen. Bei diesen Hunden bin ich auch ganz entspannt und wir gehen aneinander vorbei, beschnuppern und begrüßen uns oder gehen einfach weiter und lassen uns in Ruhe.

Dann gibt es aber auch Hunde die schon von weitem toben oder das Fell stellen und auf Krawall gebürstet sind. Meistens sind es Hunde, die einfach Angst haben, unsicher sind und gelernt haben, dass man sie in Ruhe lässt, wenn sie nur laut- und aggressiv genug sind. Die haben einfach niemanden, der für sie einsteht. Wenn wir solchen Hunden begegnen bleibe ich, wenn genug Raum zwischen uns ist, ganz ruhig und zeige, dass ich nichts von ihnen will.

Ist wenig Platz oder der andere Hund ist richtig aggressiv schaue ich, dass ich meinen Hirten zwischen uns bekomme. Ich habe nämlich jemanden, der für mich einsteht. Der regelt das für mich. Meistens lacht er den tobenden Hund aber einfach nur aus.

Manchmal kann ich es mir aber nicht verkneifen auch mal zu bellen und etwas zu drohen, er meint dann aber immer er regelt das und ich soll mich erst einmischen, wenn er es nicht schafft. Na gut, aber aufpassen ob das gutgeht muss ich schon, ich muss ja schnell genug eingreifen können wenn etwas passiert.

 

Sind wir zuhause habe ich, da ich ja bei Menschen lebe und nicht mit einer Herde im Freien, ein relativ kleines Gelände auf das ich aufpasse. Das Haus, den kleinen Garten und die Gärten der Nachbarn die ich mag und die mich mögen. Meine Hirten haben nur einen niederen Zaun um den Garten (1,2m) daher kann ich problemlos zu meinen Nachbarn gehen und dort nachschauen, ob alles in Ordnung ist und sich niemand dort herumtreibt. Danach kann ich ja wieder zurück. Doof ist nur, dass mich mein Hirte dann manchmal ruft und ruft und will, dass ich zurückkomme. Dabei müsste er doch sehen, dass das jetzt nicht geht, ich habe doch noch etwas zu erledigen, danach komme ich ja wieder.

 

Da mich alle kennen haben die Nachbarn, die ich besuche, auch keine Angst vor mir und begrüßen mich nett. Ist jemand anderes da hören das alle Nachbarn.

Die Nachbarn, die mich nicht mögen, besuche ich auch nicht. Mir doch egal wenn die Besuch bekommen. Manchen Besuch von Nachbarn habe ich aber auch schon erschreckt.

Unser Zaun ist ja nicht hoch und es sind nur Drahtseile, wenn ich da auf Unbekannte zu renne und belle sehen die vor Angst manchmal den Zaun nicht mehr. Die sind dann ganz weiß und halten sich selbst fest, hihi.  

  

Wie ihr seht bin ich ein Hund, der seine eigenen Entscheidungen trifft, dafür wurden wir ausgesucht. Ich höre auf meinen Hirten, wenn ich ihn akzeptiere. Er muss aber damit leben können, dass ich nicht unbedingt sofort schnell angerannt komme, sondern erst mal schaue, ob vielleicht etwas geregelt werden muss. Danach komme ich in meiner eigenen Geschwindigkeit. Auch mit der Konsequenz ist das so einen Sache. Entscheidungen, mal so und dann wieder anders zu treffen, kann ich nicht akzeptieren. Ich suche die für mich, nach kurzer Zeit passende Entscheidung aus. Wenn mein Hirte die nicht will hätte er mir die Möglichkeit nicht geben dürfen. Wenn mein Hirte meint, er muss mich mit "Gewalt" zu etwas bringen, werde ich mich zuerst verweigern, wenn er es weiterversucht hat er mich nicht verstanden und ich wehre mich. Ist er für mich akzeptabel und verständlich konsequent (nicht mit Gewalt), kann er damit leben, dass ich eben manche Dinge erst erledigen muss, bevor ich Zeit habe, auf ihn zu reagieren, werden wir uns blendend verstehen. Auch wenn ich immer wieder versuchen werde, ob nicht ich der bessere „Chef“ wäre. „Einen Versuch ist es schließlich Wert“.

 

Vielleicht habe ich ein paar Eigenheiten eines Herdenschutzhundes erklären können und das Verständnis für uns wächst.